Die Autorin des Buches „Raus aus der Psychofalle“ hält die Denke vieler Mitarbeiter a lá „Sie sind mein Chef und dafür verantwortlich, dass es mir rundum gut geht“ für unangemessen. Sie warnt auch davor, dass sich Chefs als Psychologen „missbrauchen“ lassen.

Inwieweit muss der Chef sich deiner Meinung nach um die Befindlichkeiten und privaten Sorgen der Mitarbeiter kümmern? Wo endet deiner Meinung nach die Fürsorgepflicht des Vorgesetzten? Sollte man/muss man zwingend nachfragen, wenn z. B. jemand mit bedrücktem Gesicht durch das Büro rennt?

Essentieller Teil der Führungsaufgabe ist Mitarbeiterführung und -entwicklung. Ich habe die Essenz meines Jobs als Führungskraft nicht verstanden, wenn ich meine, diesen wesentlichen Teil  meiner Aufgabe in die Personalabteilung auslagern zu können. Selbstverständlich heisst das nicht, 100%ige Verantwortung für das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu tragen oder gar als Therapeut zu agieren. Das wäre eine völlige Fehleinschätzung und eine derartige Haltung führt maximal zu Überforderung auf beiden Seiten.  In meiner Verantwortung als Führungskraft liegt jedoch, Rahmenbedingungen zu schaffen,  damit ein respektvolles, wertschätzendes Arbeitsklima herrscht. Und dazu gehört auch der vertrauensvolle Umgang miteinander und – bei Bedarf – die notwendige menschliche Unterstützung. . Führungskräfte, die soziale und emotionale Kompetenz besitzen, bleiben im Gespräch mit ihren Mitarbeitern, hören zu und haben gutes Gespür dafür, wann welche Unterstützung notwendig und angemessen ist. Wenn ich als Führungskraft verstanden habe, dass „ Human capital“ mehr als der Rohstoff zur Gewinnmaximierung, dann verhalte ich mich entsprechend.

Neben all den Tools, die Führungskräfte einsetzen können, um effizient zu führen, bleibt  „Menschlichkeit „ das Wichtigste. Ich muss und soll kein Übervater oder eine Übermutter sein – das ist völlig unpassend und ein mündiger Mitarbeiter hegt diese Erwartung an den Vorgesetzten. Anteil zu nehmen am Leben meiner Mitarbeiter, echtes Interesse an den Menschen zu zeigen und damit (auch) Wertschätzung auszudrücken ist die Grundlagefür ein gutes Miteinander.

Präsent zu sein und Mitarbeitern in Belastungssituationen Hilfestellung (auch durch Dritte) anzubieten, sollte im natürlichen Selbstverständnis einer Führungskraft – und jedes Menschen – verankert sein.